Zusammenfassung: Der Blogbeitrag zeigt, dass der Aufbau einer eigenen Model-Company für erfahrene SAP R/3 Anwender sinnvoller ist als das Vorgehen auf Basis einer SAP Model Company, da dies zu einer individuellen und flexibleren Lösung führt, die besser auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist.
Seit S/4HANA bietet die SAP sogenannte Model Companies an, auf deren Basis das SAP S/4HANA System eingeführt werden kann. Die Model Company ist im großen und ganzen mit einem in SAP R/3 verfügbaren SAP IDES System, welches es unter S/4HANA nicht mehr gibt, vergleichbar.
Es werden auch verschiedene Model Companies angeboten, die wie folgt strukturiert und untereinander kombinierbar sind:
Das bedeutet, es ist möglich, sich eine Model Company spezifisch so konfigurieren zu lassen, dass man einerseits die grundlegend wichtigen Prozesse aufgrund der regionalen Verteilung seiner Standorte zur Verfügung hat und andererseits auch die branchenspezifischen Best Prozesse in dieser zur Verfügung gestellt bekommt. Unsere Evaluation hat allerdings ergeben, dass das nicht so attraktiv ist, wie es auf den ersten Blick erscheint:
- Man muss alle Model Companies, die man in seiner spezifischen Lösung haben möchte, jeweils einzeln erwerben und bezahlen
- Man muss den Aufwand für das Zusammenführen der unterschiedlichen Model Companies zahlen
- Die in den verschiedenen Model Companies genutzten Org.-Einheiten und Stammdaten sind nicht abgestimmt und harmonisiert, so dass man schlussendlich ein System hat, in dem nicht wirklich alles zusammenpasst
Dies waren aber nur die initialen Punkte, die uns stutzig gemacht haben – insgesamt lagen die ca. veranschlagten Kosten zur Bereitstellung der SAP Model Company mit merge der von uns benötigten branchenspezifischen MC in unser Grundmodell (MC mit Gesellschaften in mehreren Ländern) bei ca. EUR 200.000. Für dieses Geld hätten wir eine S/4HANA Umgebung zur Verfügung gestellt bekommen, in der die für uns relevanten Prozesse größtenteils direkt lauffähig zur Verfügung gestanden hätten, um, wie die SAP das verkauft, den Usern zu zeigen, wie SAP Standard Prozesse funktionieren. Dieses Vorgehen mag für Kunden, die noch kein SAP im Einsatz hatten, durchaus sinnvoll sein.
Wir waren allerdings in einem Unternehmen unterwegs, in dem SAP R/3 schon seit 20 Jahren, wenn auch hochgradig modifiziert im Einsatz war – unsere Key-User kannten sich also aus. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie es funktionieren soll, dass ich dermaßen erfahrene Key-User den SAP Standard nahebringen sollte, wenn wir ihnen diesen in einem System basierend auf Stammdaten und Org.-Einheiten, die nicht im geringsten etwas mit ihrem Business zu tun haben, näher bringen sollte, ohne mich dabei komplett zu blamieren. Die Key-User werden sich ja nicht mit einer Fahrradproduktion bescheiden, wenn in ihrem eigentlichen Business Maschinen in ETO Prozessen gebaut werden und die Serialisierung wie auch Chargenpflicht bei einem Großteil der Materialien relevant ist.
Andererseits fand ich die Idee dieser Model Company bestechend, nämlich, dass man durchgängige S/4HANA Prozesse im System hat, die allein mithilfe der SAP Best Practise Prozesse aufgebaut wurden, den schlussendlich wollten wir ja unsere stark modifizierten SAP R/3 Prozesse in die Standardabwicklungen überführen.
Die eigene spezifische Model Company
Nach kurzer Diskussion sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir die EUR 200.000 (oder einen Teil davon) sinnvoller einsetzen, wenn wir uns unsere eigene spezifische Model Company aufbauen – auf Basis der SAP S/4HANA Best Practice Prozesse und mit unseren realen Datenbeispielen. Relativ schnell hatten wir daraufhin in unserer Business Process Master List die 5-6 End-to-End Szenarien identifiziert, deren durchgängiger Abbildung es bedarf, damit wir unsere eigene Model Company zur Verfügung haben.
In meinem nächsten Beitrag erkläre ich Ihnen, wie man auf strukturiertem Weg zu seiner eigenen Model Company kommt … und damit wahrscheinlich die ersten 100.000 Euro einspart im Vergleich zum Erwerb der SAP Model Companies.